Interview mit Christoph Heuel, erschienen auf Come-on.de, 11.01.24

Demos von Bauern und Speditionen: Aus diesem Grund ist Heuel nicht dabei

Speditions-Geschäftsführer Christoph Heuel kritisiert die fehlende Planbarkeit der Regierungsarbeit in Berlin.
Speditions-Geschäftsführer Christoph Heuel kritisiert die fehlende Planbarkeit der Regierungsarbeit in Berlin.
An den Bauernprotesten (hier ein Bild aus Meinerzhagen am Montag) will sich Christoph Heuel nicht beteiligen. Die Abgrenzung sei zu schwierig. © F. Zacharias

Bauern und Logistiker machen derzeit im Protest gegen die Ampel-Regierung gemeinsame Sache. Die Meinerzhagener Spedition HEUEL LOGISTICS teilt viele Sorgen, beteiligt sich aber nicht an den Demonstrationen. Geschäftsführer Christoph Heuel erklärt, warum.

Meinerzhagen – Landwirte, die Handwerker, Mitarbeiter von Pflegediensten demonstrieren, Lokführer streiken – und so entstehen immer wieder größere und kleinere Nadelstiche, die Berufspendler in Deutschland auf die Probe stellen. Zu der Branche, die von der Verkehrsinfrastruktur abhängig ist, die aber ebenfalls mit manchen Beschlüssen der Bundesregierung nicht einverstanden ist, zählt auch die Logistikbranche. Und die macht ihrem Unmut ebenfalls Luft: sowohl im Zuge der Bauernproteste als auch mit eigenen Demonstrationen. Nicht mit dabei ist jedoch die größte Spedition Meinerzhagens.

Christoph Heuel, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens mit Sitz am Darmcher Grund, betont im Gespräch mit der Redaktion jedoch, dass man die Ziele des Ladungsverbunds Elvis und des Bundesverbands Güterverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), durchaus unterstützen würde. Anders als den Bundesverband Logistik & Verkehr (BLV), von dem sich Heuel deutlich distanziert. Dessen Forderungen seien „zu populistisch“. Und auch Forderungen nach einem Generalstreik gehen dem Meinerzhagener Unternehmer zu weit.

Sympathie für Landwirte, aber auch Kritik an Subventionen

Nichtsdestotrotz könne er den Unmut verstehen, den es sowohl in seiner eigenen Branche als auch bei den Landwirten gebe. „Da ist eine gewisse Sympathie für die Bauern“, sagt Christoph Heuel, der vor allem den Aktionismus der Bundesregierung kritisiert. „Heute weiß man nicht, was morgen kommt. Wenn die Koalition zusammenkommt, ist das wie im Sandkasten: Wenn ich dir meine Schippe gebe, bekomme ich aber das Förmchen.“ So sei für Unternehmen eine langfristige Planung kaum möglich.

Mit Blick auf den Bauernprotest sagt der Meinerzhagener aber auch: „Ich bin kein Freund von Dauersubventionen.“ Diese schwierige Abgrenzung der eigenen zu den landwirtschaftlichen Themen sei letztlich auch der Grund dafür, dass sein Unternehmen an keiner der angekündigten Demonstrationen teilnehmen wird. „Wir können die sachlich korrekten Forderungen in Abgrenzung zu den Bauern nicht sauber transportieren“, befürchtet der Geschäftsführer. „In erster Linie scheint es darum zu gehen, seinem Unmut Luft zu machen.“

Die Kritikpunkte der Logistiker

Aber welche Punkte beschäftigen einen Logistiker wie ihn derzeit am meisten? „Dass HVO (Anm. d. Red.: hydriertes Pflanzenöl) jetzt früher als gedacht getankt werden kann, ist gut und der einfachste Weg, CO2-neutral zu fahren. Es macht aber keinen Sinn, diesen Kraftstoff auch noch zu besteuern“, fordert Heuel eine Mineralölsteuerbefreiung für diese Diesel-Art, die etwa aus Pflanzenölen, aber auch aus Ölen und Fetten aus Reststoffen, wie beispielsweise gebrauchtem Speiseöl, hergestellt wird. Apropos CO2: Hier sieht Heuel seit 1. Januar durch die teurere Lkw-Maut sowie den CO2-Aufschlag auf den Dieselpreis eine Doppelbesteuerung, die in seine Kalkulation einfließen müsse und letztlich bis zum Endverbraucher durchschlagen werde.

Ein besonderes Anliegen ist Christoph Heuel jedoch die Verkehrsinfrastruktur, „und damit meine ich sowohl die Autobahn als auch die Eisenbahnstrecken“, betont der Spediteur. „Wir brauchen Rastplätze, Toiletten für die Fahrer und mehr. Von den Mehreinnahmen der Lkw-Maut fließt nicht ein Cent in die Autobahnen. Das geht nicht“, sagt Heuel.

Um zu sehen, wohin ein Investitionsstau führen kann, muss der Heuel-Geschäftsführer nicht weit fahren: Die gesprengte Rahmedetalbrücke zwingt seine Fahrer nach wie vor – bis mindestens 2026 – zu Umwegen. Immerhin: „Es ist durch das Transitverbot für den überregionalen Verkehr planbarer geworden. Mussten wir anfangs ein bis zwei Stunden einplanen, wenn wir durch Lüdenscheid gefahren sind, sind es jetzt nur noch circa 30 Minuten Mehraufwand.“ Eine digitale Zufahrtsbeschränkung, wie sie künftig eine künstliche Intelligenz in Lüdenscheid gewährleisten könnte, sieht Christoph Heuel entspannt, „solange der Verkehr nicht einzeln angehalten und kontrolliert wird“.

Ganz unbesorgt blickt der Speditions-Chef dennoch nicht ins neue Jahr. „Die Personallage hat sich zwar gebessert. Das liegt aber nur daran, dass die Auftragslage abgenommen hat. Wir sind nun mal eine Industrieregion, in der Mengenrückgänge von 15 bis 20 Prozent zu verzeichnen sind. Die wirtschaftliche Lage vieler Unternehmen ist bescheiden“, sagt Heuel. Aber er sagt auch: „Das heißt nicht, dass wir nicht jederzeit einen guten Fahrer einstellen würden!“ Denn das Thema Fahrermangel sei definitiv nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. „Wenn die Konjunktur wieder anzieht, wird das Thema wieder eines sein“, ist sich der Meinerzhagener Unternehmer sicher.

Quelle: https://www.come-on.de/volmetal/meinerzhagen/was-fehlt-ist-die-planbarkeit-92768278.html